Interview mit Ladmi Schlüter, Mutter von vier Kindern, Wolfenbüttel (08.10.2009)

"Seit Geburt der Kinder, habe ich nur in meiner Muttersprache mit den Kindern gesprochen. Mit meinem Mann spreche ich nur auf englisch, seit wir uns kennen. Die Kinder sprechen hauptsächlich indonesisch und minang-kabau (Sprache aus West-Sumatra), da sie deutsch nur von ihrem Vater am Wochenende hören. Mit dem Eintritt in den Kindergarten werden die Kinder dann mehr "deutschlastig" und versuchten oft mit mir auf deutsch zu sprechen, wobei ich nicht auf deutsch reagiere, um die Kinder zu zwingen weiter indonesisch oder minang-kabau mit mir zu sprechen. Da die Kinder die Unterhaltung der Eltern auf englisch täglich hören, können sie auch alles verstehen. Das Sprechen der englischen Sprache kommt dann schneller als bei anderen Kindern im Schulunterricht, oder im Ausland reden sie auch unbefangen Englisch."

 

Lisa Greunke aus Braunschweig schrieb Anfang Dezember 2009

Unser Sohn Max ist im Oktober 1 Jahr alt geworden. Sprachen spielen für uns schon eine wichtige Rolle. Max‘ Vater kommt aus Bosnien und er spricht nur serbo-kroatisch mit ihm. Ich spreche deutsch mit Max und untereinander reden wir auch deutsch. Ich finde es von Vorteil, dass wir die Möglichkeit haben, unseren Sohn zweisprachig zu erziehen. Das Beherrschen verschiedener Sprachen ist heutzutage wichtiger denn je und je früher man mit der Zweisprachigkeit anfängt, desto besser ist es für den Spracherwerb. Durch die Zweisprachigkeit wird es Max unter Umständen später leichter fallen, andere Fremdsprachen zu erlernen. Zurzeit spricht Max noch seine eigene Babysprache, aber wir sind sehr gespannt auf seine ersten Worte.

Serbo-kroatisch: I ako je nas sin Max u Oktobru napunio Godinu dana , igraju jezici za nas veliku ulogu. Ja sam iz Bosne i pricam sa njim bosaski. Njegova mama prica sa Maxom njemacki a medjusobno, mi pricamo njemacki. Ja mislim da je fantasticno sto Max ima priliku da odraste uz dva jezika. U danasnjim vremenima je veoma vazno pricati vise jezika. S tim sto Max vec sad nastupa u kontakt sa dva jezika, bitice mu poslije lakse nauciti jos koji jezik. Trenutno Max prica svoj djeciji jezik ali nas zanima, koje ce biti njegove prve rijeci.

 

Robert Hunecke-Rizzo - Mehrsprachige Erziehung

Natürlich ist der Gedanke einer zwei- oder mehrsprachigen Erziehung reizvoll und pädagogisch interessant. Aber die Umsetzung im Alltag ist nicht ganz leicht und mit einigen Stolperfallen versehen. Meine Frau ist Italienerin, in Deutschland geboren, aber immer noch mit ihrer Kultur und Sprache verbunden. Als wir Eltern wurden, bot sich eine zweisprachige Erziehung Deutsch/Italienisch an. Sogar die Erweiterung um die dritte Sprache Englisch war geplant. Dann kam allerdings der Alltag bzw. das Leben dazwischen.

Wie strukturiert man überhaupt diese mehrsprachige Erziehung? Wer spricht wann mit wem welche Sprache? Die Idee war folgende: Meine Frau spricht mit den Kindern Italienisch, ich spreche mit ihnen Englisch, und zusammen sprechen wir Deutsch. Soweit die Theorie. Die Schwierigkeit bei der Umsetzung in die Praxis ist die fehlende Abgrenzung der Gesprächssituationen, denn bei einem regen Familienleben überschneiden sich natürlich die Personenkonstellationen. Die fehlende Möglichkeit der klaren Trennung führte schnell zu Resignation und Nachlässigkeit. Eine weitere Schwierigkeit waren instinktive Situationen wie z.B. Auseinandersetzungen o. ä., bei denen wir schnell ins Deutsche zurückfielen, weil es der leichtere Weg der sprachlichen Umsetzung war. Anfangs funktionierte die Umsetzung noch, aber die Phasen der deutschsprachigen Eingleisigkeit wurden immer länger, bis man sich wieder an das idealistische Vorhaben erinnerte. Über die ersten paar Jahre verlor sich so der Gedanke und übrig blieb der Besuch der Kinder einer deutsch-italienischen Schule (DIGS in Wolfsburg), das Italienisch bei den Besuchen und Aufenthalten der Kinder bei meinen Schwiegereltern, viele Urlaube in Italien, bei denen die Kinder z. B. beim Spielen mit anderen Kindern Italienisch sprechen mussten, und wenige Momente der Rückbesinnung, in denen auch ich versuchte, meine Sprachkompetenzen aufzubessern.

Im Rückblick empfinde ich es als Verlust, dass wir die in den jungen Jahren vorhandene Sprachlernfähigkeit unserer Kinder nicht konsequent gefördert haben. Mittlerweile sind die Kinder 11 und 14 Jahre alt, verfügen noch über gewisse Grundkenntnisse des Italienischen und lernen in der Schule neben Englisch auch Spanisch und Französisch mit guten Ergebnissen.

Mehrsprachige Erziehung erfordert viel Konsequenz und Geistesgegenwart. Das Leben mit Kindern beinhaltet aber auch viele Überraschungen, die nicht immer kalkulierbar sind.